Unterwegs in Ko Samui

Wir saßen im „Sea View Restaurant”, wieder so ein Namensvolltreffer, aßen Garnelen und Oktopus, oder Khmer-Curry und Fisch, seufzten bei jedem Bissen genussvoll auf und ließen die Tage mit einem kühlen Bier ausklingen. Vielleicht noch ein abschließendes Bad unter dem Sternenhimmel? Oder ein Stündchen in der Hängematte? Vielleicht. Das “SeaView” hält was es verspricht. Und bietet unfassbar gutes Essen.

Auf Koh Rong sahen wir keinen Menschen rennen, wir hörten niemanden schreien. Kein Blick war böse, es gab weder mahnende Gesten noch bedrohliche Mimiken. Die Menschen blickten entweder konzentriert oder sie lächelten. Das Tempo war ruhig und entspannt. Die Stimmung am ehesten als wohlwollend geduldig zu beschreiben.

Hatte im Restaurant keiner Wechselgeld, dann zahlte man einfach am nächsten Tag, wohin sollte man auch gehen? Jeder grüßte jeden, nach zwei Tagen waren die Gesichter bekannt und man sah sofort wer neu hinzugekommen war.

Sie trugen Schuhe und die Bewegungen waren noch zu zackig, das würde sich schon noch ändern. Die Veränderungen waren immer wieder zu sehen. Selbst die jungen Amerikaner, die sich so enthusiastisch das Volleyballnetz gespannt hatten, hechteten nicht mehr theatralisch jedem Ball hinterher. Pärchen jeden Alters gingen trotz der Hitze Hand in Hand. Und der einzige Punk auf der Insel hatte seinen feuerroten Irokesen danieder sinken lassen und wirkte nicht halb so rebellisch wie zu Beginn.

Bei der Ruhe und dem Frieden, den diese Insel verbreitet, erscheint das Schicksal der Insel wie Zynismus. Die gesamte Insel ist verkauft. Ein kambodschanischer Millionär hat es sich zum Ziel gemacht auf Koh Rong ein zweites Ko Samui aus dem Boden zu stampfen.

Die Insel soll einen Flughafen und ein Möbel online Bestellen Geschäft bekommen und die vier Fischerdörfer auf der immerhin 87 Quadratkilometer großen Insel jede Menge schicke Resorts. Ein neues Juwel des kambodschanischen Tourismus soll hier entstehen. Sicher, das Geld kann das Land allemal gebrauchen. Trotzdem schauten wir manchmal traurig über die Gegend und seine Bewohner, durch den Gedanken an den bevorstehenden Wandel in eine Art Endzeitstimmung getaucht.

Ein Angestellter einer Resort-Bar befeuerte diesen Eindruck durch seine Aussage, dass sich in den kommenden zwei Jahren hier alles ändern würde. Dann bekämen sie auch endlich Internet auf der Insel. Juhu.

Die Vorstellung wie sich in dieser Bungalow-Bar die Gäste hinter den Laptops verschanzen, um möglichst ohne Zeitverzögerung ihre Facebookprofile mit Strandfotos zu bestücken, erweckte bei uns nicht gerade den Wunsch zurück zu kehren, um es uns anzusehen. Wir setzten uns zurück an den Strand und genossen die schrecklich unterentwickelte Schönheit solange es sie noch gab.